Freitag, 8. Juni 2012

Gib uns Frieden jeden Tag…

Für alle, die Noten zu "Gib uns Frieden jeden Tag" suchen: Evangelisches Gesangbuch Nr. 425 Text  auch dort. Unser Posaunenchor spielte aus "Es ist ein köstlich Ding" von Michael Schütz unter gleicher Nummer.

Als wir dieses Lied am Ostersonntag  zum Abschluss des  Gottesdienstes gespielt hatten, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass es uns noch bis Pfingsten begleiten würde.  Eigentlich kommen die gespielten Lieder und Stücke in die Mottenkiste bis wir sie irgendwann wieder einmal brauchen. Um Frieden kann man nicht oft genug beten, doch wie viele Facetten das Thema hat, habe ich erst jetzt bemerkt. Unter den Stichworten Regionalkonferenz, Landesparteitag der NPD. Konfirmation und Kirmes am Pfingstsamstag will ich beschreiben wie uns dieses Lied begleitet hat.
Regionalkonferenz
Allerorten werden Pfarrstellen gestrichen und in immer größere Kirchspiele zusammengeschlossen. Auch an uns ging das nicht spurlos vorüber. Gleich zu Anfang wurden Großschwabhausen und Isserstedt vereint. Das Ergebnis war, dass die Pfarrstelle nun aus zwei Kirchspielen besteht, die wenig miteinander zu tun haben. Der Posaunenchor ist da noch ein halbwegs funktionierendes Bindeglied. Solche Bindeglieder bräuchte es viele. Seit unser jetziger Pfarrer bei uns angefangen hat, bewegen sich die Gemeinden etwas mehr aufeinander zu. Er ist aber schon der dritte Pfarrer in Folge seit dem Zusammenschluss der Kirchspiele.
Mittlerweile wurde unsere Superintendentur in Regionen aufgeteilt. Böse Zungen, von denen eine mir gehört, behaupten, dass man sich so schon mal an die endgültige Größe einer Pfarrstelle gewöhnen kann. In einem langen demokratischen Prozess hat man diese Aufteilung noch einmal überarbeitet und kurz nach Ostern den Kirchengemeinderäten  vorgestellt. Aus unseren Erfahrungen heraus weiß ich, dass es ein schwieriges Unterfangen wird, die Gemeinden der drei Kirchspiele in einer Region zusammenzubringen. Und die Kirchengemeinderäte sollen nun dafür sorgen, dass zusammenwächst was nicht zusammengehört. In unserem Falle wäre das eine Region mit der Ausdehnung von 40 Kilometern mit ca. 35 Dörfern, respektive Kirchen.
„Könnten wir nicht am Anfang ein paar Lieder mit dem Posaunenchor spielen“, fragte unser Pfarrer. Wir waren blasfähig und so konnten wir. „Gib uns Frieden“ hatten wir ja noch drauf. Auch wenn neben den Kirchengemeinderäten interessierte Gemeindeglieder willkommen waren, ich hatte meinen Bläsern signalisiert, sie könnten nach dem Ständchen nach Hause gehen. Welch ein Glück!  
Die Vorstellung der Region und des Prozesses während dem die Strukturkommission auf die vorliegende Idee kam, dauerte geraume Zeit. Für mich war alles nachvollziehbar, auch wenn es mich nicht begeisterte. Der Vollständigkeit halber wurde dann noch ein Vorschlag erwähnt, der erstens zu spät in die Diskussion eingebracht worden war, und zweitens von den Gemeinden, die außer uns betroffen gewesen wären, nicht akzeptiert wurde. Anstatt sich darüber zu unterhalten warum die Region in kleinerem Maßstab bisher nicht funktioniert hat und was wir tun können um die neue Region mit Leben zu füllen, haben wir eine gefühlte Ewigkeit über einen Vorschlag diskutiert, der eigentlich nur eine Randbemerkung war. Am Ende strengten die Gemeindekirchenräte, die am wenigsten von dieser Lösung profitierten, eine Abstimmung an, um der Kreissynode zu signalisieren, dass man gegen die Lösung protestiert, die die Strukturkommission der Kreissynode zum Beschluss vorgelegt hat. Ich hatte den Eindruck, dann manche nicht begriffen, um was es eigentlich ging, und dass sie die Demokratie neu erfinden wollten. Folgendes scheint mir sowieso ein Symptom unserer Zeit zu sein.  Wenn uns ein Beschluss nicht passt, dann erfinden wir die Demokratie so lange neu bis er dann doch nach unserem Gusto ausfällt. Am Ende hätte ich lieber nicht gebetet „Gib uns Frieden jeden Tag“, sondern „O Herr schmeiß Hirn vom Himmel nieder“.
Landesparteitag der NPD
Ein paar Tage nach der Regionalkonferenz, ich hatte mich kaum davon erholt, sprach mich mein Chef darauf an, dass die NPD ihren Landesparteitag in Großschwabhausen abhalten wird. Großschwabhausen ist der Pfarrsitz unseres Kirchspiels. In der Zeitung war zu lesen wie trickreich man den Bürgermeister übertölpelt hatte, um an einen Mietvertrag für das Dorfgemeinschaftshaus zu kommen. Die Gemeinde wollte ihr Haus nicht dafür zur Verfügung stellen. Gerichte wurden bemüht. In erster Instanz bekam die NPD Recht und so bereiteten sich alle auf den Parteitag vor. Ich persönlich hatte zuerst einmal Angst um meinen Vater. Er ist fast achtzig Jahre alt. Sein ganzes Leben lang stand er unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Vergangenheit. Da waren Lieder wie:
„ Wir werden weiter marschieren wenn alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt.“ Er bereut heute noch, dass er als Kind so etwas mitgesungen hat, denn die Scherben des Nationalsozialismus schnitten tief in seine  Seele ein. Als Kind konnte er sich vor Angst nicht auf den Beinen halten, wenn die Bomber über unseren Hof nach Leuna flogen um dort ihre Last abzuwerfen. Tieffliegerangriffe auf einen Nahbarort, der Absturz eines Bombers, und nicht zuletzt der Bombenangriff auf unser Dorf sind aus seinem Gedächtnis nicht auszulöschen. Am 24.3. 1944 gegen 23.00 Uhr wurde unser kleines Kötschau angegriffen. Eine Fliegerbombe explodierte in den großen Bäumen des Gutsparkes. Das hatte zur Folge, dass nur die Dächer des Dorfes abgedeckt wurden, wäre die Bombe auf dem Boden explodiert, hätte es Kötschau nicht mehr gegeben.
Die zweite Bombe war eine Brandbombe, die in unser Haus fiel. Sie fiel direkt ins Bett meines Vaters, dessen Glück es war, dass er seine Beine angewinkelt hatte. Das rettete ihm die Beine, wahrscheinlich sogar das Leben. Meine Großmutter war im achten Monat schwanger und musste jetzt die Rettungsaktion für ihre drei Kinder, für Rinder und Schweine leiten. Unser Wohnhaus brannte ab. Der Stall wurde gerettet. Mein Opa war im Krieg und so musste die Oma, in ihrem Zustand, den Aufbau unseres Hauses in die Hand nehmen.  Man darf nicht vergessen, die Arbeit auf den Feldern musste auch noch weitergehen. Da damals in der Bombenkasse noch Geld war, und die Bauern der Umgegend zur Hilfe verpflichtet wurden, wurde das Haus mit Hilfe von alten Männern und Teenagern wieder aufgebaut. Dann kam der Zusammenbruch des Dritten Reiches und mit ihm amerikanische und russische Besatzer. Auch davon kann mein Vater viele Geschichten erzählen. Danach kamen jeden Abend Kriegsflüchtlinge, die ein Stück  Brot und einen Teller Suppe erbaten. Meine Oma gab Jedem, so dass ihre Familie selbst kurz davor stand kein Brot mehr zu haben. Zum Dank erzählten die Flüchtlinge ihre Geschichten. Geschichten von Vertreibung und Unrecht, Geschichten, die manche an den Rand des Wahnsinns trieben und die immer mit Not und Leid verbunden waren. Und wenn mein Vater von den Kriegsgefangenen erzählt, die vor Hunger die Komposthaufen im Kötschauer Gut durchwühlten, dann ist er immer noch aufgewühlt.
Nun war es so, dass mein Vater im Februar mit Herzmuskelentzündung im Krankenhaus lag. Da ich weiß wie sehr ihn die Gesinnung der Nationalsozialisten aufregt, konnte ich solch einen Parteitag brauchen wie Fußpilz. Ich wollte die Nachricht fern von ihm halten, doch das war letztendlich nicht möglich. Am liebsten hätte mein Vater irgendeine Dummheit gemacht um diesen Parteitag zu verhindern. Mit Mühe habe ich ihn davon überzeugt, dass das der falsche Weg ist. Wir sind Christen, da ist es unsere erste Aufgabe zu beten. Seit mein Vater das Prophetenwort: Der Herr spricht: „Wer mein Volk (die Juden) angreift, der greift meinen Augapfel an“, kennt ist die Versöhnung mit den Juden für ihn Herzenssache und deutscher Patriotismus zugleich. Darum arbeitet er im Ebenezer Hilfsfonds und im regionalen Israelkreis mit. Ich war froh, dass mir einfiel, er könne mit seinen Freunden reden, dass sie um Verhinderung des NPD Landesparteitages in Großschwabhausen beten. Glücklicherweise half ihm das ruhiger zu werden. Wer ist nun der wahre Patriot? Der, der die Versöhnung mit den Juden lebt oder der, der den Judenhass salonfähig macht?  Kommt wohl darauf an ob man Gottes Wort ernst nimmt oder nicht.
Im Dorf, im Kreis und in den benachbarten Städten formierte sich Widerstand. Unser Pfarrer sprach mit den Verantwortlichen unserer Kirche, die auf dem Gebiet des Rechtsextremismus Erfahrungen hatten und unsere Kirchgemeinde begann mit Friedensgebeten. Beim ersten Friedensgebet waren wir fünfzehn Personen. Nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtes war nicht  damit zu rechnen, dass der Parteitag bei uns zu verhindern ist. Die Gemeinde war zwar in Revision gegangen, erwartete aber nicht viel davon. Der stellvertretende Bürgermeister legte uns die Situation dar, er sprach auch von der Angst, dass die Proteste nicht friedlich bleiben würden. Außerdem wurden wir über verschiedene geplante Aktionen informiert, z.B. das Dorfgemeinschaftshaus zu „schmücken“ oder die Gedenkveranstaltung am Denkmal für die ermordeten KZ Häftlinge.  
Während des Friedensgebetes wurden dann Gebetsanliegen aufgeschrieben, eingesammelt und vorgetragen. Selbst unser Pfarrer bekannte später, dass er nicht den Mut gehabt hatte dafür zu beten, dass der Landesparteitag nicht bei uns stattfindet, ich auch nicht. Unter den Gebetsanliegen, die wir eingesammelt hatten fand sich diese Bitte doch. Wahrscheinlich war sie von einer unserer alten  Betschwestern, die mir manchmal auf die Nerven gehen. Am Ende des Friedensgebetes sangen wir „Gib uns Frieden jeden Tag“. Ein paar Wochen vorher war das noch so ein fröhliches Lied, das uns zum swingen gebracht hatte. Jetzt klang es irgendwie anders.
In der darauf folgenden Woche war die Situation eine andere. Das Oberverwaltungsgericht hatte der Gemeinde Recht gegeben und die NPD durfte nicht ins Dorfgemeinschaftshaus. Zwar lag noch eine Klage beim Bundesverfassungsgericht vor, doch wir waren guter Hoffnung. Die Superintendentin von Apolda war unter den 25 Betern. Sie berichtete davon, dass die Superintendenten der EKM und unsere Bischöfin  mit uns gefiebert  hatten. Auch vom Jubel sprach sie, als bekannt wurde, dass die NPD nicht nach Großschwabhausen durfte.  Bei mir blieb nur die Frage offen: Wer weint jetzt mit den Geschwistern in Haselbach, wohin der Landesparteitag verschoben wurde? Was für einen Sieg haben wir überhaupt errungen? Vielleicht den, dass Menschen, die sich vorher kaum wahrgenommen haben, auf einmal bereit sind zusammen zu arbeiten und Schulter an Schulter zu stehen. Auch dieses Mal sangen wir „Gib uns Frieden jeden Tag“ am Ende des Friedensgebetes.

Als wichtigste Veranstaltung am Rande des NPD Parteitages war eine Gedenkveranstaltung am Denkmal für die Opfer des Todesmarsches der KZ Gefangenen geplant. An der Strecke des Todesmarsches stehen viele Denkmale, die zum verwechseln ähnlich sind. Diese Denkmale gehörten zum staatlich verordneten Gedenken der DDR an die KZ Opfer. Bisher hatte ich mich erfolgreich vorm Gedenken an die Opfer gedrückt. Dieses Mal hatte ich das Gefühl dort hin zu gehören. Die KZ ler können ja nichts dafür, dass das SED Regime ihr Gedenken vereinnahmt hatte. Da der NPD Parteitag nicht bei uns stattfand, fielen viele geplante Protestaktionen  aus. Die Gedenkfeier am Denkmal fand statt. Unser Pfarrer fragte mich zwei Tage vorher, ob der Posaunenchor dabei spielen würde. Nach einiger Überlegung sagte ich ab. Ich persönlich musste mich zuerst einmal damit auseinandersetzen, dass die, die das Denkmal gebaut hatten die waren, die mich nicht zur Oberschule ließen weil ich „nicht die nötige politische  Reife“ besaß. Das staatlich verordnete Gedenken steckte mir auch noch so in den Knochen, dass ich vorher mit meinen Bläsern reden wollte, ehe ich so einen Auftrag annehmen würde. Der dritte Grund war, dass ich nicht wusste was wir spielen sollten. Am Abend vor der Gedenkveranstaltung war ich mit dem Thema durch. Da fiel mir auch ein was wir hätten spielen können: Der Schlusschor aus dem Kosovorequiem von Karl Jenkins. „Gott wird abwischen alle Tränen“, die Verheißung in der Offenbarung des Johannes ist immer wieder aktuell denn der Wahnsinn, der Menschen auf Menschen hetzt stirbt nicht aus.

Konfirmation
Schon seit Monaten haben wir uns auf die Konfirmation vorbereitet. Unser jüngster Bläser, Niclas, gehörte zu den Konfirmanden, da sollte es schon etwas Besonderes sein. Immer wieder übten wir das „Air von Bach“ und ich war erstaunt, dass meine Bläser auch leise spielen konnten. Kurz vor der Konfirmation, als ich meine Soldaten zählte, stellte sich heraus, dass drei von vier Trompeten verhindert waren. Unsern Pfarrer konnten wir auch nicht verpflichten, denn zur Konfirmation mit wehendem Gewand durch die Kirche zu eilen ist auch nicht besonders würdevoll. Dass mich das nicht zu Jubelstürmen hingerissen hat ist mit Sicherheit verständlich. Was tun? Ich startete einen Hilferuf zu Jürgen nach Apolda. „Nicht verzagen, Jürgen fragen“, kam postwendend zurück. Die Probe vor der Konfirmation war wieder mal von besonderer Art. Wir bereiteten den  Gottesdienst im Grünen zu Himmelfahrt vor und dazu noch die Konfi. Unser Pfarrer hatte sich auch noch etwas überlegt. Lieder, die wir bisher nicht gespielt hatten und dazu in D- Dur. Unsere Jungen haben mit den Kreuzen immer noch reichlich Probleme. Es war eine Heidenarbeit alles so hinzubekommen, dass wir es abliefen konnten. Mittlerweile hat sich unser Pfarrer dran gewöhnt mir die Lieder vor der letzten Probe zukommen zu lassen. Am Sonntagmorgen habe ich die Programme ausgedruckt, ging frohgemut zur Kirche, teilte die Programme aus,  und sprach mit den Bläsern ab, wie wir die Strophen zwischen Unterstimmen und ganzem Chor verteilten. Kurz vor dem Gottesdienst brachte mir jemand eine Hand voll Programme. Unser Pfarrer war in der vorausgegangenen Nacht noch kreativ gewesen. Er hatte noch einiges verändert. Auf den ersten Blick schien uns das nicht zu betreffen. Als die Glocken schon läuteten und eigentlich Ruhe herrschen sollte, fiel mir auf, dass beim ersten Lied eine Strophe mehr im Programm stand als vorher. Heiß und kalt lief es mir den Rücken herunter, denn ich wusste, dass das bei einigen meiner Leute das organisierte Chaos wird. Spielen die Unterstimmen nun die zweite oder die dritte Strophe? Einige zählen von vorn und einige von hinten. Ich sprang zu jedem Notenständer und flüsterte ohne Ton, wie wir es machen werden. Natürlich kamen Rückfragen, und die waren mit Ton. Wenn nur einmal alles glatt gehen würde. Nach dem Läuten kam das AIR. Leider hat es mir nicht gefallen. Mit der Stammbesatzung wäre es viel schöner gewesen, kein Kunststück nach monatelanger Arbeit. Die Konfirmation haben wir dann mit „gib uns Frieden jeden Tag“ beendet. Ich weiß, dass Niclas für die schwungvollen Stücke ist. Gern hätte ich noch etwas anderes eingeübt, doch die Zeit dafür hatte gefehlt. Nach dem Gottesdienst spielten wir noch ein paar Volkslieder im Freien. Als wir die Instrumente einpackten, sagte Jürgen: „Ihr seid der chaotischste Posaunenchor, den ich kenne, aber auch der sympathischste.“ Na wenn das nicht ein Kompliment ist?      

Kirchweihgottesdienst am Pfingstsamstag                                                         
Seit vielen Jahren bläst unser Posaunenchor in Lützeroda zum Kirchweihgottesdienst. Alle Jahre treffen wir uns am Samstag vor Pfingsten dort. Nach dem Gottesdienst sitzen wir  bei den dortigen Bläsern am Lagerfeuer, sehen dem Kirmesumzug zu und lassen es uns gut gehen. Lützeroda gehört neuerdings zu unserer kirchlichen Region. So gesehen waren wir unserer Zeit schon lange voraus. Bei der Probe zum Gottesdienst musste ich an Jürgens Kompliment denken. Er hat uns noch nicht erlebt wenn wir zu Höchstform auflaufen. Unsere Pfarrer schienen sich mit der Auswahl der Lieder übertreffen zu wollen. Auch unser Nachbarpfarrer hat sich Lieder ausgesucht, die wir  richtig üben mussten. In Lützeroda war bislang „Großer Gott wir loben Dich“ und „Lobet den Herren“ Standart. Eines der jetzt gewünschten  Lieder habe ich überhaupt nicht gekannt und wir hätten das in der Kürze der Zeit nicht richtig hinbekommen.  Ich bot dem Pfarrer an dieses Lied mit der Gitarre zu begleiten. Singen musste er selber. Wahrscheinlich war er der einzige, der dieses Lied richtig konnte. Die anderen Lieder waren sehr übungsbedürftig. Die Probe für Lützeroda hat mich schon ein wenig gefrustet. Erschwerend kam dazu, dass wir noch am nächsten Tag ein Geburtstagsständchen vorbereiten mussten. Eigentlich ist das ja alles kein Problem, doch bei den ständig wechselnden Besetzungen muss ich schon darauf achten, dass wir unsere Sachen in gewohnter Qualität hinbekommen. Außerdem kam an diesem Abend Matthias zu uns. Matthias hat in der Musikschule Trompete blasen gelernt. Natürlich sah er, wegen der unterschiedlichen Notation, keinen Stich. So schrieb Diethart ihm während der Probe auch noch die Griffe unter die Noten. Irgendwann war ich so gefrustet, dass ich „O Tannenbaum“ auflegte. Es war die Bearbeitung von Richard Roublee. Wir kamen auch ein bisschen voran mit dem jazzigen Tannebaum aber dann musste mich Diethart an das Ständchen erinnern.
Vielleicht hätte ich im Vorfeld die Liedauswahl von Lützeroda kippen können, doch ich wollte das nicht. In Lützeroda gab es schon genug Stress wegen des Gottesdiensttermins. Der Pfarrer wollte Freitagabend vor der Kirmes, andere Samstagabend während der Kirmes. Demokratie ist ja eine schöne Sache, aber wenn ständig jemand was zu scheißen hat… Ich wollte nicht auch noch meinen Senf dazugeben und so habe ich mich widerspruchslos gefügt. Tillmann, unser Nachbarpfarrer, ist ein sehr guter Posaunist. Er ist ein großer Jazzer vor dem Herrn. Als wir im Gottesdienst das Air von Bach gespielt hatten, jetzt mit Stammbesetzung, konnte er nicht anders, er begann zu schwärmen. Na also, geht doch! Auch diesen Gottesdienst beendeten wir mit „Gib uns Frieden jeden Tag“. Tja, kann man nicht genug um Frieden bitten, Frieden mit Gott, meinem Nächsten und mit mir selber.



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