Mittwoch, 31. Oktober 2012

Fluch und Segen der modernen Zeit

Der Sohn meines Chefs sagt immer: „Die meisten Computerfehler haben ihre Ursache zwischen Bildschirm und Tastatur“. Leider hat er Recht.
Man kann es nicht verhindern, dass solche Dinge wie die Emails nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken sind. Auch im Posaunenchor geht es anscheinend nicht mehr ohne. Wenn ich Termine ankündige, höre ich stets den Satz: „Schick eine Email“.

 Letzte Woche hatte mein Vater 80. Geburtstag. Am Montag zur Probe hätte ich das Ständchen für ihn gern besprochen. Als ich den kleinen Haufen sah, sah ich meine Felle wegschwimmen. Mandy beruflich in Brasilien, Diethart in der Toskana, der Pfarrer dienstlich verhindert, die Jungbläser hatten die Ferien besonders ernst genommen und sie auch auf den Posaunenchor gemünzt, kurzum ich hatte keine blasfähige Besetzung. Wie wird das wohl am Sonntag werden? Mein Vater hat mir jahrzehntelang  den Rücken für den Posaunenchor frei gehalten, da werden wir zum Achtzigsten Geburtstag ein Ständchen hinbekommen! Voller Ungewissheit schrieb ich eine Email an alle Bläser um Termin und Ort rechtzeitig bekannt zu machen. Im Laufe der Woche bekam ich mit, dass wir blasfähig sind. Aber für meinen Vater hätte ich schon gern die große Besetzung gehabt. Der Sonntag kam und mit ihm noch eine Segnung der Neuzeit, die Zeitumstellung. In all den Jahren habe ich mich daran gewöhnt. Dank Funkuhr gibt es damit auch keine Probleme. Alle Uhren im Haus waren umgestellt und als es in die Gaststätte ging,  war noch genug Zeit. Ich sollte noch den Kuchen bei der Backfrau holen. Als ich mit den vielen Kuchenblechen im Gepäck losfahren wollte, fiel mein Blick auf die Uhr im Auto. Ich bekam einen Riesenschreck. Die Zeit fürs Kaffeetrinken war angebrochen und ich war noch längst nicht in der Nähe der Gaststätte. Dort angekommen kam der zweite Schreck, die Gäste waren nicht da. Ich wusste nicht was ich denken sollte. Verwirrt schaffte ich den Kuchen in die Gaststätte, dort schien keiner Anstoß daran zu nehmen, dass noch kein Gast da war. Endlich kamen meine Eltern, somit waren wenigstens die Gastgeber da. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, ich hatte die Uhr im Auto noch nicht umgestellt. Auch meine innere Uhr war noch nicht reguliert. Die Bläser sollten um 18.00 Uhr erscheinen. Schon eine Stunde zu früh wurde ich unruhig. Kurz vor 18.00 Uhr kamen die ersten Bläser. Der Pfarrer sagte zu mir; „Mit deiner Email hast du uns ganz schön verwirrt“. Ich wusste nicht was er meinte. „Du hast Rödigen geschrieben und nicht Rödigdorf. Meine Frau und ich haben lange diskutiert. Zum Glück hat dein Vater im Seniorenkreis  erzählt, dass die Feier in Rödigdorf stattfindet“. Mir wurde heiß und kalt. Die Großschwabhäuser Bläserfraktion wurde durch den Pfarrer gewarnt, die waren am richtigen Ort. Aber was wird mit den anderen Bläsern? Besonders flau wurde mir im Magen wenn ich an Uwe dachte. Daran wird er mich genüsslich erinnern bis zum Jüngsten Gericht. Wir warteten und warteten. Eigentlich war Uwe zur letzten Probe, da hatte ich den richtigen Ort genannt, ein bisschen ist er ja selber schuld. Ich war noch in solche Gedanken vertieft, da reichte mir die Wirtin das Telefon. Doch nicht Uwe war dran sondern Mandys Mann. Er rief an um mir zu sagen, dass seine Frau sich verfahren hatte und jetzt in Rödigen ist. Ich versicherte ihm, dass ich an diesem Fehler schuld bin. Später sagt Mandy, dass das gut war, sonst hätte sie sich wochenlang anhören müssen, dass sie ihre Emails nicht richtig liest. Mandy war also unterwegs zu uns, doch von Uwe keine Spur. Unser Pfarrer versuchte mich zu trösten: „So etwas kann doch mal passieren“. Das schon, aber nicht mir. Der Ärger wollte nicht schwinden. Plötzlich trat Uwe durch  die Tür. Aber anstatt mich auf meine fehlerhafte Email hinzuweisen, erzählte er seine Geschichte. Im Dorf vor Rödigsdorf gibt es eine beliebte Gaststätte, in der wir früher einmal gefeiert haben. Uwe sah, dass dort eine Feier stattfand. Irritiert fragte er zwei angesäuselte Gäste ob das die Feier von Bachmanns ist. Die Gäste bejahten das und Uwe wartete im Flur auf die Bläser. Die Bläser wollten und wollten nicht kommen. Nach geraumer Zeit bat er eine Frau, die gerade aus dem Festsaal kam, jemanden von uns zu holen. Die Frau sah ihn ungläubig an und Uwe wusste, dass er am falschen Ort war.  Man war ich froh, dass mein Fehler so schnell vergessen war. Nachdem Mandy eingetroffen war konnten wir ein Ständchen in großer Besetzung spielen.  Anschließend saßen wir noch ein wenig zusammen und  haben etwas gegessen und getrunken. Dabei werteten wir den Tag aus. Die Emailgeschichte wird sicher in unsere interne Geschichtensammlung kommen, doch ich komme dabei gar nicht so schlecht weg. Als ich dann von meinen Problemen mit der Uhrumstellung berichtete, hatte unser Pfarrer auch noch eine Geschichte auf der Pfanne. Es war noch gar nicht lange her. Die Uhr wurde umgestellt und da er lauter Funkuhren im Haus hatte war das kein Problem. Er war pünktlich zum Gottesdienst im Nachbarort und alles lief reibungslos. Seine Predigt war er ein wenig  lang geworden, so sah er auf seine neue Armbanduhr.  Mit Schrecken sah er, dass er viel zu lange gepredigt hatte und der Gottesdienst in seinem Heimatort schon begonnen hat.  Jetzt nur ganz schnell. Das Predigtlied wurde wegrationalisiert, ein kurzes Gebet, ein dürrer Segen, und der Gottesdienst war zu Ende.  Bei der Nachbereitung fragte der Pfarrer einen Kirchenältesten ob es denn wirklich schon so spät sei. Nichtsahnend vom Zeitversehen unseres Pfarrers nickte der mit dem Kopf. Unser Pfarrer verfiel in Panik, doch der Organist, der mit ihm kommen musste, packte seine Noten seelenruhig ein. Erst als der Pfarrer in seinem Heimatort sah, dass die Gottesdienstbesucher langsam zur Kirche schlenderten, merkte er, dass er seine Armbanduhr nicht umgestellt hatte.  
Während wir gemütlich zusammen saßen, lachten und erzählten, kam der Kabarettist Arndt Vogel mit seiner Partnerin ins Lokal. Zielsicher steuerten sie den Festsaal an, blieben aber eine Weile davor stehen. Dann machten sie kehrt und verließen das Lokal. Vermutlich hatte man sie für die andere Feier gebucht.   
Tja, die Segnungen der Moderne wie Uhrumstellung und Em

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